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Stellungnahme der dfi – Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW zu den Reformplänen bezüglich 3sat

Wie die von der Rundfunkkommission der Länder vorgeschlagene Überführung des Programms von 3sat in das Programm von Arte sich konkret gestalten soll, bleibt im Entwurf für einen „Staatsvertrag zur Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“ undefiniert. Abgesehen davon, dass die Kompatibilität der beiden Sender aufgrund ihrer unterschiedlichen Profile grundsätzlich infrage zu stellen wäre, würde ihre Zusammenlegung definitiv zu einer Verschmälerung des Kulturangebots führen. Der Verlust des Kultursenders 3sat, der seit 40 Jahren wesentlich zur Erfüllung des Auftrags des öffentlich-rechtlichen Rundfunks beiträgt, würde insbesondere für den Dokumentarfilm drastische Konsequenzen nach sich ziehen.

Kein anderer Sender, auch nicht Arte, bietet dem Dokumentarfilm eine vergleichbare Plattform wie 3sat – nicht nur mit Blick auf die Sendeplätze, die der Kanal für die Sichtbarmachung und Vermittlung von sowie die journalistische Berichterstattung über Dokumentarfilm reserviert hat (und mit festen Formaten wie „Dokumentarfilmzeit“ und „Ab 18“ nicht zuletzt auch ein nachwachsendes Dokumentarfilmpublikum heranzieht). Sondern auch mit Blick auf die Unterstützung von relevanten Festivals und die unverzichtbare Rolle, die der Sender für Filmschaffende als Koproduzent von Kinodokumentarfilmen einnimmt. Das Interesse, mit der die 3sat-Dokumentarfilmredaktion unterschiedlichen künstlerischen Positionen, Haltungen und Praktiken begegnet, die Offenheit, mit der sie die Umsetzung von unabhängigen, unformatierten, ergebnisoffenen, inhaltlich wie formal-ästhetisch experimentierfreudigen Dokumentarfilmen ermöglicht, ist in der Sendelandschaft Deutschlands einmalig und sowohl für (insbesondere junge) Dokumentarfilmschaffende als auch die Entwicklung des künstlerisch wie sozial-politisch bedeutsamen Dokumentarfilms in Deutschland unabkömmlich. Ohne 3sat erschöpft sich das Kultur- und Dokumentarfilmangebot bald in irrelevanter und unkritischer Konfektionsware.

Dass die Kosteneinsparungen zulasten eines ohnehin niedrig budgetierten Senders und zulasten der kulturellen Vielfalt, ästhetischen Bildung und Vermittlung von Kunst, Wissen sowie polyfonen Perspektiven und Wirklichkeiten gehen soll, wird sich nicht auszahlen, sondern zur Verengung von Diskursen führen. Eine Demokratie kann sich solche Einsparungen nicht leisten. Schon gar nicht in Zeiten, in denen ihre Fundamente ohnehin zersetzenden Kräften Widerstand zu leisten haben. Ihrem Einsturz wäre mit Geld nicht beizukommen, der Schaden wäre fatal, möglicherweise irreversibel. Die dfi appelliert deshalb eindringlich an die Rundfunkkommission der Länder, 3sat als eigenständigen Kultursender zu bewahren.

Michelle Koch
dfi – Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW