Presseecho
Das NRW-Filmerbe
Symposium vom 26./27. April 2017
"Für manche Filmemacher ist der Digitalisierungsstau ein existentielles Problem.
Einige versuchen sich selbst zu helfen und digitalisieren ihre Werke selbst, wie auf der Tagung zu hören war. Andere wie der Dokumentarist Thomas Heise stellen ihre Werke kostenfrei ins Netz oder bringen eine eigene DVD-Werkausgabe heraus. Eine Alternative für technisch weniger Versierte schlugen Thorolf Lipp und Cay Wesnigk vor: Ein Digimobil könnte reihum zu den Produktionsfirmen in NRW fahren, dort fleißig digitalisieren und die Digitalisate den Filmemachern zur Verfügung stellen. (...)
Unabdingbare Voraussetzung dafür [d.i. Verteilung der Gelder zur Digitalisierung aus dem Bund-Länder-Programm in NRW ] ist jedoch erst einmal eine Bestandsaufnahme der Filme, die zu einem NRW-Filmerbe-Bestand gehören könnten. Hierzu stellte Schmitz die Ergebnisse des ersten Samples einer Online-Erhebung vor, die das Filmbüro NW kürzlich durchgeführt hat. 46 Fragebögen wurden an Filmemacher aus NRW verschickt, wobei man sich auf die Macher von Dokumentar- und Experimentalfilmen beschränkte. Spielfilmmacher sollen in einem zweiten Schritt angesprochen werden."
Reinhard Kleber filmecho / filmwoche 18/2017
"Grütters geht davon aus, dass sich auch die Bundesländer an der Digitalisierungsanstrengung beteiligen, doch längst gibt es nicht von jedem Land eine Zusage. Aber es gibt durchaus Aktivitäten in den Ländern. Die Dokumentarfilminitiative NRW hat Ende April ein Symposium zum Thema "Archivierung, Digitalisierung und Veröffentlichung" veranstaltet, in dem es auch um blinde Flecken in der Überlieferung von Filmen ging. Und um die Frage einer zeitlich langfristigen Sicherung des Filmmaterials. Denn mit der Übertragung auf eine Festplatte ist noch lange nicht die Sicherung des Ausgangsmaterials (von dem vielleicht einmal eine bessere Abtastung möglich ist) gewährleistet."
epdfilm 5/2017
"Stellt sich die Frage, wie man nun auswählt, was (zuerst) gerettet werden soll. Auswahl heißt immer auch Kanonbildung, wie Filmhistoriker Jeanpaul Goergen klarmacht. Und weil die Filmrettung bald nicht mehr nur vom Bund, sondern auch von den Ländern bezahlt werden soll, ging es im Symposium auch darum, welche Filme denn nun von relevanz sind für das Bundesland. "Eine NRW-Filmgeschichte gibt es nicht", stellte aber Sven von Reden fest, Filmjournalist (s. Kritikerspiegel) und Buchautor. So divers wie das Land ist auch seine Filmlandschaft. Hier gab es die erste Filmvorführung Deutschlands (in Köln), hier brachten Kunsthochschuen Experimentalfilmer hervor, das Ruhrgebiet lockte ab den 1970er Jahren Dokumentarfilmer an, die auch mithilfe des WDR fleißig produzierten. Doch was als relevant eingestuft wird, ändert sich auch, so von reden: "Wir wissen nicht, was die Menschen in 100 Jahren interessiert, nicht mal in 30. Es kann gut sein, dass dann ein "Bewegter Mann" vergessen ist, aber ein "Johnny Flash" als wichtiger Vertreter der deutschen Filmgeschichte gilt." Der Film von Experimentalfilmer Werner Nekes mit Helge Schneider, unter der Mitarbeit von Christoph Schlingensief entstanden, gilt oft als eine Art Ruhrgebiets-Film und Vorbild der Helge-Schneider-Filme."
Mario Müller, Choices Mai 2017